In Parlamenten gilt immer mehr: «Reden ist Silber, Ablesen ist Gold». Die diesjährige Versammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Parlamentsfragen (SGP) vom 19. September in Liestal drehte sich deshalb um die Frage, ob die freie parlamentarische Rede ein Relikt aus alter Zeit ist – und falls ja, ob dies die Wirkung des Parlaments schmälert.
Die Wirkung eines Parlaments wird durch die öffentlichen Plenarsitzungen bestimmt. Wenn Ratsmitglieder nur noch Manuskripte vorlesen, dann gehe eine der grossen Ideen der Demokratie, die Debatte, verloren, warnte Nationalrat Andreas Gross. Die Tendenz des Ablesens halte sogar in den Kommissionen des Bundesparlaments immer stärker Einzug.
Medienexperte Roger Blum bedauert solche Entwicklungen ebenfalls. Anhand berühmter historischer Reden zeigte er aber auf, dass diese nicht wegen des freien Vortrags bedeutend wurden, sondern weil sie bewegt und überzeugt haben. Auch mit Notizzettel könne ein Parlamentsmitglied auf Vorredner eingehen und mit dem Publikum in Dialog treten.
Zu mehr Mut, aus dem Monolog einen Dialog zu machen, rief auch Medientrainerin Sibylle Sommerer die rund 80 Teilnehmenden auf – und lud gleich zur praktischen Übung.
Die SGP: Wichtige Info-Drehscheibe der Parlamente
Die 1997 gegründete SGP leistet einen wichtigen Beitrag zum Austausch der Parlamente von Bund, Kantonen und Gemeinden. U.a. bringt sie drei Mal jährlich das Bulletin «Parlament » heraus mit Artikeln zur aktuellen Schweizer Parlamentsforschung und parlamentarischen Erfahrungsberichten. Die Artikel stehen online zur Verfügung. Die November-Ausgabe wird die Referate der Tagung enthalten: www.sgp-ssp.net
Neu präsidiert Nationalrat Ruedi Lustenberger (LU) die SGP. Er löst Ständerat Claude Janiak (BL) ab, der den Vorsitz seit 2008 inne hatte.
Oben: Medienexperte Roger Blum; Mediencoach Sibylle Sommerer.
Unten: Die Basler Grossrätinnen Katja Christ und Beatrice Isler üben fleissig.
Text: Eva Gschwind, Parlamentsdienst BS
Fotos: Landeskanzlei Basel-Landschaft