Grossratssitzungen «extra muros» – selten, aber keine Premiere

Derzeit hält der Grosse Rat seine Sitzung aufgrund des Coronavirus in der Messe Basel ab. Dass das Basler Parlament ausserhalb des Rathauses tagt ist die Ausnahme, aber keine Premiere, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt.

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 Um 1900 das Exil des Grossen Rates © Naturhist. Museum/Gregor Brändli 

 

Die Ausführungsbestimmungen zur Geschäftsordnung (GO) des Grossen Rates halten in § 1 fest, dass der Grosse Rat im Basler Rathaus tagt. Abweichungen von den GO-Bestimmungen kann er aber mit Zweidrittelmehr beschliessen.

Wie der Blick zurück zeigt, hielten sich die Umzugsgelüste des Basler Parlaments in engen Grenzen. Zwei angefragte Rathausexperten, Grossrat Oswald Inglin und Historiker André Salvisberg, können sich jedenfalls an keinen grossrätlichen Auszug aus dem Rathaus erinnern.

Mit einer grossen Ausnahme: dem Rathausumbau um 1900, als der Grossratssaal neu gebaut wurde und das Rathaus auch seinen Turm erhielt. Am 10. Januar 1900 schlug der Grosse Rat sein Heim in der Aula des Museums an der Augustinergasse auf – dem heutigen Naturhistorischen Museum. Dort tagte er dann während des Umbaues, bis 1904.

In ganz frühen Zeiten, als der Grosse Rat noch viel mehr Mitglieder hatte, tagte er in Klöstern, dem Augustiner- oder Predigerkloster. Grundsätzlich ist seit 1521 aber das Rathaus die «Stube» (zit. Rudolf Wackernagel) des Grossen Rates. Nur für ausserordentliche Sitzungen, die lediglich Informationscharakter hatten, tat es auch mal ein alternativer Sitzungsort, z.B. das Bernoullianum.

Quellen: Basler Chronik, Einträge 26.10.1899 und 10.1.1900; https://de.wikisource.org/wiki/Seite: WackernagelText: Eva Gschwind, Parlamentsdienst. Bild front: © Staatsarchiv BS.